Im Alter verändert sich unser Blick auf Bildung. Ob im Rahmen zivilgesellschaftlichen Engagements, in der allgemeinen Weiterbildung oder in Belangen persönlicher und familiärer Entwicklung. Der Wunsch nach Begegnung, Vernetzung und Qualifizierung wird neu gesucht und dies hat Auswirkungen auf die evangelische Bildungsplanung und -praxis.

 

Die DEAE-Fachgruppe "Bildung im Alter" entwickelt Vorschläge, wie sich die zunehmende Interessenvielfalt im Alter wirksam unterstützen lässt. Sie setzt sich für mehr Dialog und Vernetzung ein und erarbeitet und erprobt innovative Veranstaltungsformate evangelischer Bildung im Lebenslauf.

 

     FG Bildung im Alter

     Fachgruppentreffen 2022   

     in Würzburg

 

     vlnr:

     Anette Wichmann,

     Elisabeth Meitz-Spielmann,

     Andreas Wiesner,

     Ricarda Heymann,

     Bettina Hertel

     Miriam Fehmann

     (nicht auf dem Bild)

 

ANSPRECHPARTNER/IN:

Andreas Wiesner

Sprecher der Fachgruppe

Fachstelle Zweite Lebenshälfte
und Lernen in der Zivilgesellschaft
Referat Erwachsenenbildung
Dezernat Bildung im Landeskirchenamt EKKW

andreas.wiesner@ekkw.de

 

 

 

Leitende Arbeitsthesen der Fachgruppe

Leitende Arbeitsthesen der Fachgruppe 

 Die Bildungsarbeit mit älteren Menschen muss von milieuspezifischen Zugangsweisen, unterschiedlichen Lebenslagen sowie lokalen Interessen- und Problemlagen ausgehen.

  1. Zeitgemäße und plurale Leitbilder des Alters müssen in der Bildungsarbeit entwickelt und praktisch wirksam werden.
  2. Anzubieten sind keine vorgefertigten Antworten und deduktiv zu ermittelnde Wissensbestände, sondern Lernarrangements, die Raum für offene Suchbewegungen - auch in religiösen Fragen - geben.
  3. Die Zugänge und Formate in der Bildungsarbeit mit älteren Menschen sind partizipativ zu entwickeln und auszugestalten.
  4. Persönliche, partnerschaftliche oder/und familiäre Entwicklungsaufgaben rücken mit zunehmendem Alter neu in den Fokus und sind hinsichtlich der Bildungsangebote stärker zu berücksichtigen.
  5. Zu schaffen sind Gelegenheiten für die Begegnungen von unterschiedlichen Alters- und Milieugruppen als Ausgangspunkt für gemeinsame Erfahrungen und soziale Netzwerke.
  6. Nur insoweit es kirchlichen Institutionen selbst gelingt, eine Kultur lebensbegleitenden und Generationen verbindenden Lernens zu entwickeln, lässt sich auch in der Öffentlichkeit das Bemühen um mehr Bildungs- und Partizipationsangebote für ältere Menschen glaubhaft kommunizieren.

Schwerpunktthemen

Schwerpunktthemen im Bereich Bildung im Alter

  • selbstbestimmte und selbstorganisierte Bildungsangebote und Projekte
  • Wohnen im Alter
  • Gesundheit im Alter
  • Kunst und Kultur im Alter
  • Religiosität im Alter
  • Engagement und Generationenverantwortung im Alter
  • Lebensformen und Familie im Alter

 

 

 

 

 

 

Qualifizierungskurse

Qualifizierungskurse

FACHTAGE

online Fachtag: Generationen und Corona

DEAE Online Fachtag am 19. Januar 2021

„Generationen und Corona

- wie kommen wir (gut!) durch die Krise?“

 

„Wir sitzen alle im selben Boot“, so das Fazit der Filmemacherin und Comiczeichnerin Olivia Vieweg aus Weimar. Ihr Videofilm „Im Käfig der guten Laune“ verdeutlichte den über 70 Teil- nehmenden aus ganz Deutschland humorvoll und gleichzeitig auch traurig die Alltagssituation einer Mutter im Homeoffice mit zwei kleinen Kindern in der Anfangsphase der Pandemie. Hu- mor und sich „an den Erinnerungen an frühere Zeiten erwärmen“, helfe ihr, so Vieweg, mit der Krise umzugehen.

Die Schülerinnen Carla (6. Klasse) und Kira (11. Klasse) beschreiben in ihren Impuls-Beiträ- gen, dass ihnen der engere Kontakt zu den Großeltern - online oder/und telefonisch - in dieser Zeit guttut. Auch die Schulsituation empfinden sie zum Teil als positive Entschleunigung. Beide vermissen jedoch ihren Sport und spontane Treffen mit ihren Freunden und erleben, „wie der Druck auf Mama wächst und Oma die Decke auf den Kopf fällt“. Es fehle halt allen - egal wel- chen Alters - die Begegnung mit anderen.

In ihrem Vortrag „Gut durch die Krise kommen - das Gespräch zwischen den Generationen suchen!“ betont die Oberkirchenrätin i.R. Cornelia Coenen-Marx die Bedeutung des Austau- sches zwischen den Generationen besonders in der aktuellen Pandemie. Durch das Leben auf Distanz fehlten die Begegnungen zwischen den Generationen, der Austausch zwischen Jung und Alt. Dieses sei für alle Beteiligten ein großer Verzicht. Begegnungen zwischen Generatio- nen in Corona-Zeiten müssten geplant und organisiert werden. Vielfach hätten zwar Beziehun- gen zu nahestehenden Personen in Familie und/oder Bekanntenkreis in der Krise an Tiefe ge- wonnen, aber ältere Menschen mit wenig Kontakten würden immer mehr aus dem Blick ver- loren. Corona verstärke, wie ein Brennglas, die schon vor der Krise bestehenden Probleme, wie z.B. die Einsamkeit von Älteren. Dem entgegenzuwirken, sei eine wichtige Aufgabe für die kirchliche Arbeit mit älteren Menschen.

Weiter problematisiert Coenen-Marx, dass sowohl Jüngere als auch Ältere in der Krise mit der Messlatte „Systemrelevant oder unproduktiv?“ konfrontiert werden und sie fragt: „Worauf kommt denn es im Leben an? Und: In welcher Welt wollen wir leben?“

Nach Cornelia Coenen-Marx müssen gerade in dieser Krise das Maß und die Mitte neu gesucht werden und zwar für alle, egal ob jung oder alt. Klimawandel, Globalisierung und Gesundheit gingen schließlich uns alle an. Nur wenn die Generationen dafür im Dialog bleiben, kann auch der Zusammenhalt zwischen jüngeren und älteren Menschen gestärkt werden.

 Die DEAE Fachgruppe wird diese Fragen und Überlegungen bei der Planung zukünftiger Veran- staltungen berücksichtigen und bedankt sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei den Impulsgeberinnen, den Teilnehmenden und dem Bundesgeschäftsführer der DEAE, Herrn Michael Glatz, für das Ermöglichen dieses DEAE Online Fachtages.

 

 

Online Fachtag " Jetzt reden wir !? "

Bericht vom DEAE Fach-Webseminar:
„Jetzt reden wir! Hoffnungsträger oder Risikogruppe?“

am 16. September 2020                                                              

Seit Beginn der Pandemie wird viel über die Älteren gesprochen, aber nicht mit ihnen. Mit dem Webseminar „Jetzt reden wir! Hoffnungsträger oder Risikogruppe?“, wollte die DEAE Fachgruppe „Bildung im Alter“ dieses thematisieren und besonders Multiplikator*innen in der Arbeit mit älteren Menschen Gelegenheit zum Austausch über diese Situation geben. Fast 60 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet folgten der Einladung zum Webseminar.

Mit seinen einführenden Worten machte der Bundesgeschäftsführer der DEAE, Dr. Michael Glatz, deutlich, wie sehr bestimmte Begriffe, wie z.B. der der Risikogruppe, eine negative Wirkmacht entfalten und damit auch den Rahmen für die allgemeine Wahrnehmung und das Zusammenleben in der Gesellschaft zwischen Jung und Alt setzen. Umso wichtiger seien Veranstaltung wie dieses Fach-Webseminar, die auf die Situation der Älteren in der Pandemie aufmerksam machten und die Folgen von Altersdiskriminierung aufzeigten.

 

Über die Auswirkungen des öffentlichen Diskurses auf ältere Menschen sprach auch Prof. Eva-Marie Kessler, Prof. für Gerontologie an der Medical School Berlin und Psychologische Psychotherapeutin. Es gäbe zwar noch keine Forschungsergebnisse darüber, aber die negativen Merkmale der derzeitigen Altersdiskriminierung seien psychotherapeutisch deutlich spürbar. Mit der Zuschreibung „Risikogruppe“ wurden besonders zu Beginn der Pandemie Bilder vom Alter und von Älteren als fragil, hilfsbedürftig, abhängig und einsam transportiert. Die Unterschiedlichkeit des Alters und von älteren Menschen und die früheren kompetenzorientierten Altersbilder (sogenannte „fitte Alte“, verschiedene Lebensphasen des Alters) seien in der Pandemie in sich zusammengefallen. Bereits Menschen ab 50 plus kamen in den Medien oft nur als statistische Zahlen und bezogen auf ihre biologische Fragilität vor. Ansonsten kamen ältere Menschen in der Krise nicht zu Wort. Dadurch wurden die psychischen Ressourcen von Älteren nicht in die Bewältigung der Krise einbezogen. Die hohe Variabilität im Alter wurde ignoriert zugunsten einer Schutz- und Katastrophenlogik.  Diese Stigmatisierung von älteren Menschen hat jedoch Einfluss auf das Wohlbefinden und das Selbstbild von Älteren. Vielfach zu beobachten sind Auswirkungen, wie die Angst die Wohnung zu verlassen, das Gefühl von Wertlosigkeit oder Schuldgefühle den Jüngeren zur Last zu fallen. Seit etwa ein bis zwei Monaten, so Prof. Kessler, sind die Älteren nun aus der öffentlichen Diskussion verschwunden, sie wurden unsichtbar. Aber Unsichtbarkeit ist auch eine Form von Altersdiskriminierung, denn Unsichtbarkeit heißt, nicht mehr der Rede wert zu sein. Stattdessen werden aktuell die Spätfolgen für die Jüngeren, die an COVID19 erkrankt sind, in den Blick genommen. Über die Spätfolgen bei den Älteren durch eine COVID19-Erkrankung oder auch durch die Kontaktsperre und Isolierung wird dagegen nicht gesprochen.

 

Auch Jens-Peter Kruse, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Senioren e.V. (BAGSO), geht in seinem Impuls auf die Spätfolgen der Pandemie bei Älteren ein. So machte der Lockdown, der als Schutz für die Älteren gedacht war, viele durch die Isolierung krank und die Stigmatisierung als Risikogruppe führt zur Abwertung der individuellen Ressourcen und des eigenen Selbstbildes bei Älteren.

Darüber hinaus wurden durch die Pandemie die Defizite in der Altenhilfe, die Mängel in den Pflegeinrichtungen und vor allem die mangelnde Wertschätzung von Älteren in unserer Gesellschaft deutlich. Aber, so Kruse, waren die Alten den überhaupt je Hoffnungsträger? Eher nein, denn Altersbilder entstehen durch gesellschaftliche Zuschreibungen im Zusammenhang mit gesellschaftliche gelebten Werten. Diese orientieren sich am heutigen ökonomischen Menschenbild, nach dem der unternehmerische Mensch jederzeit flexibel und erreichbar sein muss. An dieser Messlatte entscheidet sich dann auch der „Wert“ oder „Unwert“ eines Menschen. Die Zuschreibung zur Risikogruppe von bereits fünfzig- oder sechzigjährigen zeigt, dass es auch vor der Pandemie keine nachhaltigen Veränderungen in den Altersbildern gegeben hat. Corona hat den negativen Blick auf das Alter nur reaktiviert. Solange Produktivität und Jugendlichkeit die vorherrschenden Maßstäbe in unserer Gesellschaft sind, wird das Alter ausgegrenzt und als defizitär beurteilt. Und - so Kruse - : „Wer will da schon alt sein, wo das Alter nur geschminkt gezeigt werden darf?“

In der Pandemie wurden die Älteren zum Kostenfaktor und zur „Spaß- Bremse“ für die Jüngeren. Die derzeitige öffentliche Diskussion spaltet die Generationen, statt sie zu versöhnen. Dabei gibt es nicht den einen Verlierer oder die eine Verliererin der Krise!

Über die Bewältigung der Pandemie muss daher, so Prof. Eva-Marie Kessler und Jens-Peter Kruse, eine öffentliche Debatte mit allen, auch den Älteren, geführt werden. Das vorhandenen Potential von älteren Menschen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Bezug auf eine Krisenbewältigung, sollten mehr genutzt werden, nicht zuletzt auch um damit der gesellschaftlichen Stigmatisierung, aber auch dem vielfach verinnerlichten negativen Selbstbild vieler Älterer entgegenzuwirken. Viele Teilnehmende sprachen sich auch dafür aus, dass die Begegnungen zwischen Alten und Jungen mehr gefördert werden müssen, um den gegenseitigen Klischeevorstellungen entgegenzuwirken.

Die DEAE Fachgruppe wird die vielfältigen Anregungen dieses Fach-Webseminars in die weitere Beratung über zukünftige Arbeitsvorhaben miteinbeziehen.

 

 

Fachtag „Was uns bewegt(e). Und was wir bewegen wollen“

Die Fachgruppe Bildung im Alter hat sich 2019 mit dem Thema „Biografiearbeit und politische Bildung“ beschäftigt; auch und vor allem, weil das Thema bei den neuen Altersgenerationen auf ein wachsendes Interesse stößt und sich – mit Blick auf den Jahrestag des Mauerfalls – als Schwerpunkt für einen geplanten Begegnungstag von Kollleg*innen in Ost und West anbot. Der Fachtag „Was uns bewegt(e). Und was wir bewegen wollen“  am 28. Oktober 2019 in Erfurt diente dem Einstieg in das komplexe Themenfeld und zielte darauf ab, die Teilnehmenden aus Ost und West miteinander ins Gespräch zu bringen: über ihr Alltags- und Berufsleben, ihr Freizeitverhalten, ihr gesellschaftliches Engagement, ihre Zukunftspläne usw.

 

    

Außerdem sollte der Fachtag dazu dienen, Ideen für die weitere Zusammenarbeit im Bereich der Bildungsarbeit zu entwickeln, zukünftige Austauschprogramme auf den Weg zu bringen, neue Kooperationsformen zu erproben und vor allem überregionale Netzwerke zu knüpfen bzw. bereits bestehende Netzwerke zu stärken und zu beleben.
Ergebnisse und Erfahrungen: Die Veranstaltung in Erfurt war unerwartet schnell ausgebucht (60 TN). Das handlungs- und beteiligungsorientierte Konzept und der bewusste Verzicht auf Vorträge und theoretische Exkurse haben u.E. den intensiven Austausch unter den Teilnehmenden gefördert. Im Rahmen des Fachtags wurden zahlreiche Ideen für weitere Programme und Projekte entwickelt, aber auch konkrete Absprachen für zukünftige Kooperationen getroffen (z.B. Austauschprogramm Jülich-Erfurt; gemeinsames Kultur- und Medienprogramm Düsseldorf – Jena/Weimar; gemeinsame Weiterentwicklung von Konzepten und Methoden im Bereich „Biografiearbeit und politische Bildung“).
Das Zusammenspiel der Beteiligten – Träger der Ev. Erwachsenenbildung in Ost und West, Comenius-Institut, Landeszentrale für politische Bildung und Augustinerkloster – hat gut funktioniert. Das gemeinsam erarbeitete Konzept war tragfähig; es hat sich bewährt, dass sich die Verantwortlichen im Vorfeld mehrfach persönlich getroffen und sich für die gemeinsame Themenfindung und die konkrete Planung Zeit gelassen haben.
Konsequenzen und Empfehlungen: Die Fachgruppe wird sich für die (Weiter-)Entwicklung und Verbreitung von Konzepten und Methoden der Biografiearbeit stark machen, da diese besonders geeignet zu sein scheinen, um wertvolle „Rohstoffe“ für gesellschaftliche Innovationsprozesse zu gewinnen: das Verbindende von Menschen in Ost und West, Beweggründe, Ressourcen, Ideen, Talente und Erfahrungswissen. Sie empfiehlt die Intensivierung der Zusammenarbeit von Erwachsenbildungseinrichtungen in Ost- und West und ermutigt zu neuen Kooperationsformen. Die Bildungsarbeit mit Älteren könnte hier neue Felder für Engagement erschließen und die Entwicklung neuer Verantwortungsrollen für haupt- und freiwillig Mitarbeitende in der Sozial-, Kultur- und Bildungsarbeit fördern. Die Arbeitsgruppe empfiehlt außerdem, für den Schwerpunkt „Biografiearbeit und politische Bildung“ verstärkt auf digitale Formate für den Austausch und das gemeinsame Lernen zurückzugreifen bzw. hierfür passende Formate zu entwickeln und zu erproben.

Fachtag "Migration und Alter"

Ein Bericht zur Veranstaltung vom 23.09.2016

Ältere Menschen mit Migrationshintergrund gehören zu einer Bevölkerungsgruppe, die bisher nicht sonderlich im Fokus stand, aber künftig stetig anwachsen wird. Kirchengemeinden und Bildungswerke, insbesondere in kulturell bunt gemischten Stadtteilen, stehen vor der Aufgabe, ein gutes Miteinander der Menschen vor Ort zu fördern. Dabei ist Kirche kompetent im Thema Alter, so gab es bereits viele Projekte zu diesem Bereich, insbesondere für die Arbeit mit Spätaussiedlern.

 

Dr. Michael Blume, Staatsministerium Baden-Württemberg


Diese Überlegungen waren Anlass für die Fachgruppe Bildung im Alter der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE ) e.V., den Impulstag „Migration und Alter“ zu initialisieren.

In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung in Baden und in Württemberg, dem Amt für Gemeindedienst der bayerischen Landeskirche fand dieser Fachtag am 23.09.2016 in Stuttgart mit über 100 Teilnehmenden statt. Dieses sehr große Interesse, das die erste Bildungskonferenz zu diesem Thema in Süddeutschland erlangt hat, steht für die Aktualität und Brisanz des Themas.

Mit den Tagungsschwerpunkten am 23. September konnte nun ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass es eben nicht nur um „Pflege“ gehen kann, sondern auch um das Zusammenleben mit älteren Migranten/innen, um gemeinsame oder besondere Bildungsinteressen und entsprechende Angebote und Initiativen.

Beim Thema „Migration und Alter“ sind demografische und soziale Veränderungen in unserer Gesellschaft gleichermaßen relevant: Wie gestalten wir eine Gesellschaft mit, die immer älter und kulturell gesehen immer bunter wird? Kirchengemeinden und Bildungswerke, etwa solche in kulturell bunt gemischten Stadtteilen, stehen vor der Aufgabe, ein gutes Miteinander der Menschen vor Ort zu fördern. Die Evangelische Erwachsenenbildung hat dabei insbesondere diejenigen Menschen im Blick, die nicht so selbstverständlich Zugang zu Bildungsangeboten und sozialen Netzwerken haben. Ältere Migrantinnen und Migranten sind vergleichsweise schlechter gestellt als ältere Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind. Das gilt bezüglich ihres Gesundheitszustandes, ihrer finanziellen Ressourcen und ihres Zugangs zu öffentlichen Angeboten, etwa Bildung oder Beratung. Auch die familiären Strukturen, die früher oftmals intakter waren als in deutschen Familien, sind nicht mehr so verlässlich. Und dann stellt sich im Alter zugespitzt die Frage: „Wo bleibe ich, wenn ich zu alt bin, hin- und herzureisen? Die Kontakte hier und da zu pflegen?“ Menschen in diesen Fragen zu begleiten, ist wichtige Herausforderung für die kirchliche Arbeit vor Ort.


     

Oberkirchenrat Werner Baur, Ev. Landeskirche Württemberg 

 

Zu einer engeren Zusammenarbeit von Landeskirchen, Diakonie und kirchlichen Werken im Engagement für älter werdende Migranten hat der Bildungsdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Oberkirchenrat Werner Baur, beim Auftakt des Fachtages aufgerufen. Denn diese Probleme seien nicht einzeln und vereinzelt zu lösen. Baur warb angesichts der demografischen Herausforderungen für ein stärkeres Engagement von Christen. „Wo es um Menschen und das Leben geht, darf die Kirche nicht fehlen“. Alte Menschen dürften nicht nur als Empfänger von Pflege und Versorgung gesehen werden, sondern als Ressource für die Gesellschaft, betonte er.

Der Tagung gelang es, die Belange älterer Menschen mit Migrationshintergrund in facettenreich und mit vielen Gesprächsformaten in den Mittelpunkt zu rücken. Experten und Expertinnen aus drei Landeskirchen wurde erstmals ein Forum geboten, um sich kennen zu lernen und über ihre Praxis mit älteren Migranten und Migrantinnen ins Gespräch zu kommen. 

Workshops zu den Themen „Beratung für Migrant/innen mit Demenz“, „Religiöse Vielfalt in den älteren Generationen,“ „Wenn Eltern in der Ferne älter werden“, „Ältere in Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“, „Kulturelle Arbeit mit älteren Menschen mit  Migrationshintergrund“, „Veränderte Altersbilder am Beispiel der Arbeit mit Spätaussiedlern“  rundeten den Austausch ab.

 

Dies war für die kirchliche Bildungsarbeit, jedenfalls in Süddeutschland, eine Premiere – eine Premiere mit positiver Resonanz von allen Seiten. Kirche ist kompetent fürs Alter, erst recht für ein buntes Alter! Insgesamt müssen ältere Menschen viel mehr in ihren Ressourcen und Stärken wahrgenommen werden. Die kirchliche Bildungsarbeit tut gut daran, sie nicht nur als Konsumenten kirchlicher Hilfsangebote zu sehen, sondern vielmehr als aktive Gestalter ihres eigenen Lebens und ihrer Umgebung. Hierfür Möglichkeiten zu schaffen, alten Menschen zu sagen: Ihr werdet gebraucht! Bringt Euch ein mit Euren Erfahrungen, Ideen, Wünschen! Das stärkt den einzelnen und ist eine Brücke zwischen Menschen. Wenn das dann auf eine kultursensible Weise geschieht, wie bei diesem Impulstag, umso besser.

 

 

Weitere Berichterstattung zu dem Fachtag finden Sie hier

Fachtag "Eure Alten sollen Träume haben"

Fachtag : Eure Alten sollen Träume haben

 

Die DEAE-Tagung am 7. April 2016 in Weimar unterstrich: Auch die Altenarbeit in Gemeinden und Kirchenkreise ist ein fruchtbares Entwicklungsfeld für die Evangelische Erwachsenenbildung. Landesverbände der Erwachsenenbildung können ihre Beratungs- und Entwicklungstätigkeit in Hinblick auf Gemeinden und Kirchenkreise beziehungsweise die Nutzung dortiger Räumlichkeiten, Ressourcen und Beziehungen gut intensivieren, dafür aber benötigen sie erst mal Kontakte, Kapazitäten und Konzepte. In diesem Orientierungsprozess kann eine Unterstützung von Bundesebene aus hilfreich sein.

 

Aus unterschiedlichen Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) kamen dreißig Teilnehmenden mit der für sie drängenden Frage nach Weimar, wie sie in ihren Gemeinden und Kirchenkreisen jeweils Angebote für Ältere erhalten und neu entwickeln können. Die Vertreter der Erwachsenenbildung konnten hierzu hilfreiche Impulse geben: keine weiteren Engführungen auf Kirchenmitglieder – nicht Lebensalter, sondern Themen/Interessen als Aufhänger nehmen – mehr Selbstinitiative ermöglichen – neue Angebots- und Arbeitsformen ausprobieren – auch jüngere Ältere in den Blick nehmen u.a.m.. Die Teilnehmenden waren offen für solche Gesichtspunkte und auch dankbar dafür, gemeinsam eine neue Methode ausprobieren zu können. Die sogenannte ‚Blaumarkt-Methode‘ fanden sie sehr hilfreich, als konkrete Anregungen zur Entwicklung ihrer Gemeinde- beziehungsweise Kirchenkreisarbeit. Die Teilnehmenden wurden an diesem Tag vielfältig für eine engere Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung und ihren Netzwerken sensibilisiert. Insbesondere rückte die Erwachsenenbildung der EKM als eine versierte Beraterin und konkret anzusprechende Partnerin für die Entwicklung von Bildungsangeboten in das Blickfeld der vertretenen Gemeinden und Kirchenkreise. 

Dokumentationen zum Fachtag "Eure Alten sollen Träume haben"

Tagungsflyer "Eure Alten sollen Träume haben"

Input Workshop 1

Doku Workshop 2

Fragebogen Jungsenioren

Publikationen und Konzepte

Publikationen und Konzepte

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